Description
Im Kolleg St. Thomas der Dominikaner in Fchtel hat es im Untersuchungszeitraum in den Jahren 1947 bis 1970 Flle von strafrechtlich relevanter physischer und sexueller Gewalt gegen Schler gegeben, psychische Gewalt ist bis heute in der Regel kein Straftatbestand. Spuren finden sich marginal bis gar nicht in der zeitgenssischen Aktenberlieferung des Ordens, sondern nahezu ausschlielich in den Erinnerungen ehemaliger Schler. Es sind in keinem Fall polizeiliche Ermittlungen aufgenommen worden. Somit gab es auch keine Strafverfahren und keine rechtskrftigen Verurteilungen. Ehemalige Schler blicken mit so unterschiedlichen Gefhlen wie Trauer und Wut – “Ich blicke zurck im Zorn” – und ambivalenten Empfindungen – “Schn war die Zeit nicht, aber sie war gut fr mich” – auf ihr Leben im Kolleg zurck. Insbesondere hinsichtlich der frhen Nachkriegszeit berwiegt der Eindruck groer Dankbarkeit fr die Mglichkeit, nach den Kriegswirren in Fchtel das Abitur absolvieren zu knnen – “Dankbarkeit, Dankbarkeit, Dankbarkeit seit 59 Jahren!” – sowie vor allem im letzten Jahrzehnt des Untersuchungszeitraum der Stolz – “Einmal Thomaner – immer Thomaner”. Insgesamt dominieren ambivalente bis positive Erinnerungen an das Leben und Lernen im Kolleg St. Thomas die knapp 200 eingegangenen Berichte – wenngleich diese ber keine statistische Relevanz verfgen knnen und jedes zum Teil bis heute traumatisierende Erlebnis eines ehemaligen Schlers eine negative Erfahrung zu viel war und ist. Maria Anna Zumholz, Dr. phil. habil., Privatdozentin fr neuere Geschichte an der Universitt Vechta, verfgt ber ein Grundstudium der Psychologie, ein Lehramtsstudium und mehrjhrige Erfahrung in praktischer Unterrichtsttigkeit sowie ber Ausbildungsschwerpunkte in Soziologie und kath. Theologie. Ihre Habilitationsschrift befasst sich mit regionaler geschlechts- und konfessionsspezifischer historischer Bildungsforschung.
